Der TV Ochsenfurt: „Mehr als nur ein Verein“

Vorstand des Jahres: Main-Post ehrte den Turnverein Ochsenfurt

Ausnahmeathleten wie U20-Vize-Europameister Patrick Karl oder Bundesliga-Turner Julius Rabenstein sind die jüngsten Beispiele aus einer langen Reihe von Spitzensportlern, die aus dem Turnverein Ochsenfurt in seiner über 150-jährigen Geschichte hervorgegangen sind. Aber es sind nicht die Höchstleistungen, die beim TVO im Vordergrund stehen.

„Erfolgreicher Leistungssport ist ein Markenzeichen des Vereins, den Herzschlag aber bestimmt der Breitensport“, sagt Sportvorstand Hubert Karl. In den letzten Jahren sind überdies gesellschaftliche Aufgaben in den Vordergrund getreten – von der Förderung des Schulsports über Gesundheitsvorsorge bis hin zur Integration von Migranten. Wie gestern berichtet, wurde der TVO am Samstag bei der Main-Post-Aktion für Sportvereine als „Vorstand des Jahres 2014“ im Landkreis Würzburg ausgezeichnet, ebenso wie die „Guten Seelen im Verein“.

Mit 1850 Mitgliedern ist der TV Ochsenfurt der größte Verein der Stadt. Seine 18 Abteilungen reichen von der Leichtathletik über verschiedene Ballsportarten bis zu Schach und Kickboxen. 50 ausgebildete Übungsleiter sowie 30 weitere Hilfskräfte und Betreuer stellen ihre Freizeit in den Dienst des TVO. „Sie sind die Seelen des Vereins, wir sind dazu da, ihnen zuzuarbeiten“, sagt Vorsitzender Klaus Ziegler und umreißt damit die Rolle, in der sich die Führungsriege sieht.

Klaus Ziegler steht einem fünfköpfigen Vorstandsgremium vor. Zur Seite haben sie zwölf Beiräte, jeder von ihnen mit einer Sonderaufgabe betraut. „Wir versuchen, die Aufgaben auf viele Schultern zu verteilen und immer wieder junge Leute in den Vorstand zu bringen – in der Hoffnung, dass sie später einmal bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagt Ziegler. Alle Generationen in die Vereinsarbeit einzubinden, ist ein Anspruch, dem sich der TVO verpflichtet fühlt. „Ganz viele Ochsenfurter haben beim TVO das Laufen, das Springen und das Schwimmen gelernt“, sagt Hubert Karl. Viele von ihnen sind dem Verein bis ins Seniorenalter verbunden geblieben und fördern ihn mit ihren Mitgliedsbeiträgen. „Das sind unsere wichtigsten Sponsoren“, sagt Kämmerin Renate Egger.

Zu den Aufgaben, denen sich der TVO in jüngerer Zeit gestellt hat, gehört die Unterstützung des Schulsports. Seit acht Jahren schon beschäftigt der Verein einen jungen Erwachsenen im freiwilligen sozialen Jahr. 15 Schulstunden pro Woche ist der FSJler an der Grundschule und in der Nachmittagsbetreuung tätig, in der übrigen Zeit verstärkt er die Trainingsarbeit des Vereins.

Die Integrationsarbeit hat für den Verein an Bedeutung gewonnen, als vor zwei Jahrzehnten Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nach Ochsenfurt kamen. Viele der Neubürger hat der TVO aufgenommen, unter ihnen erfolgreiche Judoka wie Sergej Tschernjawski, der sich heute als Übungsleiter und Integrationsbeauftragter engagiert. Vor einer ähnlichen Herausforderung sieht sich der Verein durch die jugendlichen Flüchtlinge, die heute in der Stadt leben, sagt Hubert Karl. Einige von ihnen trainieren inzwischen in der Handballabteilung mit oder lernen beim TVO schwimmen.

Auch sonst ist der TVO aus dem öffentlichen Leben der Stadt nicht wegzudenken. Das wurde bei der Unterfränkischen Kulturwoche im vergangen Jahr deutlich, als der Verein einen Tag der Bewegung ausrichtete, oder bei der BLSV-Aktion „Franken aktiv“ im Sommer, wo der Verein für über 800 Kinder aus der gesamten Region ein buntes Sportprogramm organisiert hat. Bei solchen Anlässen zahlt sich der Zusammenhalt zwischen einzelnen Abteilungen aus, sagt Klaus Ziegler. „Wenn sie gebraucht werden, sind sie alle da.“

Neben all den Aufgaben rund um den Sport verfügt der TV Ochsenfurt mit seiner eigenen Turnhalle außerdem über die größte Veranstaltungsstätte in Ochsenfurt, die regelmäßig von der Stadt und anderen Institutionen genutzt wird. Das unterstreicht einmal mehr die Rolle, in der Hubert Karl den Verein sieht: „Der TVO ist mehr als nur ein Verein, er ist in Ochsenfurt eine Institution, und diesen Status wollen wir aufrecht erhalten.“

 

Bericht von MAIN POST Redaktor Gerhard Meißner